Leserbrief: Demokratie heisst, andere Meinungen zu akzeptieren

Leserbrief: Demokratie heisst, andere Meinungen zu akzeptieren

EVP-Vorstandsmitglied Nathan Graf in einer Nachbetrachtung zu "Ehe für alle inkl. Samenspende"

Die Abstimmung ist vorbei und die "Ehe für alle inkl. Samenspende" wurde haushoch angenommen. Mich persönlich hat dies kaum erstaunt, die Umfragen im Vorfeld haben bereits auf ein klares Ja gedeutet.

Was mich aber sehr nachdenklich stimmt, sind die Provokationen und Angriffe während der Debatte. Nachdem ich mich online kritisch zur Initiative äusserte, wurde ich angefeindet, beleidigt und bedroht.

Ich wäre nicht in der Politik, wenn ich mit solchen Situationen nicht klar käme. Und trotzdem frage ich mich, wie weit die Toleranz eigentlich geht. Wie glaubwürdig sind Personengruppen, die ihre Meinungen mit Gewalt und Hass versuchen durchzubringen? Wie demokratisch ist es, wenn man andere Meinungen nicht akzeptiert sondern diese mit Drohungen, Steinen und Molotowcocktails bekämpft?

Mein Ziel ist es nicht, hier irgendwelche Parteien oder Gruppen anzuprangern. Ob links oder rechts, überall kommt es zu Ausschreitungen und Gewalt. Da ist keiner besser als der andere.

Ich wünsche mir nur von diesem Land, dass wir es wieder schaffen, gemeinsam an einen Tisch zu sitzen und ein Thema zu diskutieren ohne Anfeindungen und Hass. Schlussendlich haben wir in der Politik alle das gleiche Ziel: Wir möchten unser Land ein Stück besser machen, als es jetzt ist. Und dies schaffen wir nicht mit Hass und Verachtung, sondern indem wir Brücken bauen und gemeinsam in eine Richtung gehen.

 

Nathan Graf
Vorstandsmitglied EVP Kanton Solothurn, Derendingen